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Autor:Unknown
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-12T00:00:00+00:00


Kapitel 9

Die Retourkutsche

P ünktlich zum festgelegten Zeitpunkt war die Wachmannschaft des Skoda-Werks hinter dem Verwaltungsgebäude angetreten. Der SS-Hauptscharführer hielt eine Ansprache an die Wachmänner und erläuterte ihnen den vom General erteilten Befehl zur Inspektion der Funktions- und Leistungsfähigkeit der Wachmannschaft. Ohne näher auf seine schmerzhaft erfahrene Behandlung einzugehen, erklärte er, dass der simulierte Versuch, unbefugt in besonders gesicherte Räumlichkeiten einzudringen von den Kräften des Werkschutzes erfolgreich abgewehrt wurde. Weiterhin stellte er fest, dass die von der GeStaPo erlassenen Wachvorschriften den größtmöglichen Schutz des für den Endsieg doch so wichtigen Forschungs- und Produktionswerks Skoda darstellen. Daher sei es von kriegswichtiger Bedeutung, dass jeder einzelne Wachmann stets mit höchster Wachsamkeit und Disziplin seinen Dienst verrichtet.

„Zum Abschluss des Rapports werden wir nun noch einzelne Stichproben durchführen, um die Sicherheitsüberprüfung dann damit abschließen zu können“, sprach SS-Hauptscharführer Knecht zu den Wachmännern.

„Wie Sie alle wissen, ist die Einhaltung der Wachvorschriften die unabdingbare Voraussetzung für die Sicherheit der Hermann-Göring-Werke. Um die Vorschriften einzuhalten, ist es natürlich die Voraussetzung, dass jeder Wachmann die Vorschriften genau kennt. Weiterhin sind sowohl der Ausbildungsstand der Wachmannschaften als auch die einwandfreie Funktion technischer Einrichtungen und Ausrüstungsgegenstände von entscheidender Bedeutung im Einsatzfall.

Sie alle wissen, dass es in einem vermeintlich ruhigen Dienst, von einer Sekunde auf die andere, zu einem sicherheitsrelevanten Zwischenfall kommen kann. Wir haben das heute Morgen überprüft, wie Sie alle wissen. Leider mussten wir feststellen, dass es hierbei zu einer Missachtung der Dienstvorschrift gekommen ist. Das gibt uns Anlass zur Überprüfung, ob Ihnen allen die Dienstvorschrift für den Wachbetrieb ausreichend bekannt ist. Sind Ihnen denn die Dienstvorschriften denn alle bekannt?"

Die in Reih- und Glied stehenden Wachmänner antworteten mit einem „Jawohl“ oder mit einem „Ja“, ein Teil von ihnen nickte nur zustimmend. Genau auf diese Reaktion hatte Knecht gewartet. Jetzt war der Moment gekommen, wo der mit van Berckh abgestimmte Ablauf des Rapports nach einem festgelegten Drehbuch ablaufen sollte.

Nachdem das Grummeln aus den Reihen der Wachmänner wieder verstummt war, stemmte SS-Hauptscharführer Knecht die Fäuste in seine Hüften und sprach zu den Wachsoldaten: „Ich hatte Sie gefragt, ob Ihnen die Wachvorschriften bekannt sind, aber Ihre Antwort überzeugt mich nicht. Ich frage Sie daher noch einmal...“ Jetzt brüllte Theo Knecht, so laut er eben nur konnte, der Wachmannschaft entgegen: „SIND IHNEN ALLEN DIE GELTENDEN WACHVORSCHRIFTEN FÜR DEN DIENST IM WERKSCHUTZ BEKANNT?“

Jetzt hatten die Wachsoldaten erst die Ernsthaftigkeit der Frage erkannt, und aus fünfundzwanzig Kehlen wurde die Frage mit einem kräftigen „Jawohl, Herr Hauptscharführer“ erwidert.

Knecht hatte die Wachmannschaft nun in die Situation gebracht, die er zuvor mit van Berckh abgesprochen hatte. Dieser war während des Appells um die aufmarschierte Wachmannschaft herum gegangen und hatte sich, wie mit Knecht zuvor abgesprochen, in die kurzfristig leer stehenden Räumlichkeiten des Werkschutzes begeben. Jetzt war er wieder zurückgekehrt und lief langsam auf den vor der Truppe stehenden Theo Knecht zu, welcher der Wachmannschaft gerade erklärte, dass die weitere Inspektion der Wachmannschaft nun von SS-Oberscharführer van Berckh fortgeführt werden würde. Die beiden SS-Männer nickten sich zu, und während van Berckh vor die Truppe trat, begab sich Theo Knecht langsam



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